Ursprung des Kendo ist Kenjutsu, die „Kriegskunst des Schwertes“. Kenjutsu ist die Art des Schwertkampfes, wie sie von den Samurai ausgeführt wurde und hatte das Überwinden des Gegners mittels des Schwertes zum Ziel. Der Gegner sollte im Kampf besiegt und zumeist getötet werden.

Kendo, der „Weg des Schwertes“, ist die Weiterentwicklung aus der Kampftechnik zur Trainingsmethode. Der Begriff Do (Weg) bezeichnet eine philosophische Einstellung und wird für eine Art des Trainings verwendet, das eher von ritualisierten Bewegungsabläufen geprägt und auf die Vervollkommnung der Technik, sowie die Erreichung der Harmonie zwischen Körper und Geist ausgerichtet ist.

Kendo wird selbstverständlich nicht mit scharfen Schwertern ausgeführt. Beim Kendo wird mit einem Bambusschwert, dem Shinai, gekämpft, welches jedoch ebenso geachtet werden sollte wie das Schwert. Die Trefferflächen sind genau festgelegt und durch Rüstung (Bogu) geschützt, um Verletzungen zu vermeiden. Das Shinai hat je nach Alter und Geschlecht des Kämpfers eine unterschiedliche Länge und ein unterschiedliches Gewicht (für Wettkämpfe gibt es hierfür Regeln). Die Rüstung besteht aus einem Kopfschutz (Men), einem Körperschutz (Do), Handschuhen (Kote) und einem Unterleibsschutz (Tare), der Bauch und Hüfte schützen soll (siehe Ausrüstung).

In der Kata (Übungsform) wird das Bokuto, das Holzschwert, verwendet. Die Kata ist eine Abfolge von festgelegten Bewegungsabläufen, die Angriffs- und Verteidigungstechniken einüben und in ihrem harmonischen Bewegungsablauf vervollkommnen sollen. Die Techniken werden langsam und konzentriert ausgeführt. Die Perfektion der Bewegung ermöglicht es, diese im Kampf schnell und kontrolliert auszuführen.

Das Kendo-Training ist hart und erfordert große Disziplin. Disziplin und Verhaltens-maßregeln (Reigi / Reiho) sind ein wichtiger Bestandteil dieser Kampfkunst und sollten streng beachtet werden. Ein guter Kendoka zu sein bedeutet mehr als nur gut kämpfen zu können. [1]

Das japanische Kultusministerium, das Kendo als Leibeserziehung betrachtet, legt die heute relevanten Eigenschaften des Kendo in den von ihm veröffentlichten „Richtlinien für Kendo an Schulen“ wie folgt fest: [1]

  1. Zur physischen Entwicklung
    • Entwicklung der Körperkraft einschließlich Schnelligkeit und Gelenkigkeit
    • Erlangung einer korrekten Körperhaltung
  2. Entwicklung des sozialen Verhaltens
    • Förderung der Aufmerksamkeit und Entschlußfähigkeit
    • Entwicklung des Verantwortungsbewußtseins und der Selbständigkeit
    • Achtung des Mitmenschen bei gleichzeitiger Würdigung des Zeremoniellen
  3. Pflege der Gesundheit im Sinne einer Vorbeugung

Kendo wird darüber hinaus auch den rein sportlichen Zielen gerecht. Der Ehrgeiz, den man in das Erlernen der Techniken dieser Sportart investiert, orientiert sich zwar an erster Stelle am Sieg; parallel dazu wird jedoch dessen Sinn vielschichtig ergründet und reflektiert. Ist das Training als solches auch voller Mühe und strapaziös, so ist die durch die Vervollkommnung erzielte Freude der Mühe reicher Lohn. [1]

Kendo ist eine Kunst, die die geistige und körperliche Fitness fördert und den Charakter stärkt. Ziel ist die Erlangung von Harmonie zwischen Körper und Geist.

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Was bedeutet Dojo?

Ein Dojo ist der Ort, an dem der Weg geübt wird (do = Weg, jo = Ort). Die Übung des Weges (geiko) gewinnt an Inhalt und Klarheit, wenn es eine ehrliche Verbundenheit zwischen Wegschüler (deshi) und Dojo gibt. Deshalb ist in der Weglehre (oshi) das Dojo kein Trainingsraum, sondern ein heiliger Ort, den man auch noch „Raum der Erleuchtung“ nennt. Die Bezeichnung Dojo bezieht sich auf den Raum, in dem die Übung stattfindet, doch sie steht symbolisch auch für die Beziehungstiefe eines Übenden zu seiner Kunst. [2]

Ursprünglich kommt der Begriff Dojo aus dem Buddhismus und bezeichnete einen Ort der Selbstfindung und der Meditation. Später veränderte er seine Bedeutung, und man verstand darunter den Ort, an dem die Kampfkünste geübt werden. Der Sinn jedoch blieb derselbe. Für jeden ernsthaft Übenden ist das Dojo auch heute eine Stätte der Meditation und Konzentration, ein geehrter Ort des Lernens, der Brüderlichkeit, der Freundschaft und des gegenseitigen Respektes. Es ist mehr als nur ein Begriff, es steht symbolisch für den Weg der Kampfkunst. [2]

Im philosophischen Verständnis kann sich der Begriff Dojo auf jeden Ort beziehen, an dem ein Mensch im Sinne des Budo seinen Geist und Körper in der Wegübung konzentriert. Darüber hinaus jedoch kennzeichnet die Art der Beziehung, die ein Übender zu seinem eigenen Dojo unterhält, seine Bemühung um gerechtes Denken und gerechtes Verhalten. Die rechte Beziehung zum Dojo ist ein Teil der Wegübung selbst. Sie besteht aus dem Streben, durch selbstlose Hingabe dem Geist des Budo zu dienen und den persönlichen Fortschritt, den ein Übender in einem Dojo macht, durch ehrliche Wertbezeugung wieder auszugleichen. Für einen echten Wegschüler (deshi) ist sein Dojo ein zweites Zuhause. Durch eine solche Dojo-Beziehung entsteht ein ausgleichender Wert, durch den der Einzelne reifen und der Budo-Geist (shin) im Dojo gedeihen kann. Egoistische Menschen, die ein Dojo nur als Trainingsraum nutzen können daran nicht teilhaben. Ein Dojo lebt durch die Zugeständnisse seiner Übenden an das Ideal der Kampfkunst. Nur auf diese Weise findet ein Übender den Zugang zum Weg. [2]

In jedem Dojo gibt es einen Sensei und mehrere Fortgeschrittene (sempai), von denen manche selbst Meister sind. Die Schüler eines Dojo, die die Kampfkünste lernen wollen, zählen erst dann zum Kreis der Wegschüler (yudansha), wenn sie die tiefe Bedeutung der Dojo-Beziehung (shitei) durch ihre Haltung (shisei) verstehen und achten gelernt haben. Es gibt keine Fortgeschrittenen, die von einem Dojo mehr nehmen, als sie geben. In diesem Punkt unterscheiden sich die Dojo des Weges von den Sporthallen. Die körperliche Übung (shosa) kann dieselbe sein, doch erst die rechte Haltung (shisei) ermöglicht Fortschritt auf dem Weg. [2]


  1. Kendo – Lehrbuch des japanischen Schwertkampfes, 11. Auflage, Weinmann, Berlin, 1998
  2. Ostasiatische Kampfkünste, Das Lexikon, Werner Lind (Hrsg.), Berlin 1996